Ideen braucht das Land

 

Interview mit Herrn Dr.W.Hirschberger über die Entwicklung des ländlichen Raumes

 

 

 

 

Der ländliche Raum hat nach Überzeugung von Herrn Dr. Hirschberger ein enormes Entwicklungspotential. Hoher Stellenwert wird von der Kreisverwaltung Kusel der Ansiedlung neuer Betriebe beigemessen. Zu den Entwicklungsschwerpunkten gehört dabei natürlich auch die Verbesserung der Verkehrsanbindung über Straße und Schiene. Der Ausbau der S-Bahn-Strecke des Rhein-Neckar-Dreiecks wird über Kaiserslautern bis Homburg führen. Derzeit wird auch die kleine Bahnstrecke durch das Lautertal nach Lauterecken verbessert und dann eine schnellere Verbindung der beiden Orte in einer Stunde Fahrzeit ermöglicht. Auch die Instandsetzung der Bahnhöfe wird durch den Landkreis betrieben. Ferner wird der Verbesserung der Ortsstraßen viel Augenmerk gegeben. Kappeln ist da „mit im Boot“!
Eine ganz wichtige und erfolgreiche Aktivität ist aber auch die Entwicklung des Tourismus im Landkreis Kusel. Die reizvolle hügelige Landschaft mit vielen Wäldern, Bächen und Flüssen, hübschen kleinen Orten und einer landestypischen Gastronomie findet immer mehr Liebhaber. Die prozentualen Zuwachsraten an Übernachtungen sind in den letzten Jahren jeweils deutlich gewachsen, was in einer Zeit, wo namhafte Industrien mit dem Überleben kämpfen, sicherlich das enorme Potential aufzeigt. Die Draisinenerlebnisbahn durch das schöne Glantal ist zu einem regelrechten Publikumsmagneten geworden und hat die Gastronomie deutlich gefördert. Mit der Experimentierwerkstatt „Geoskop“ auf der Lichtenburg wurde für Jugendliche eine attraktive Lernstätte geschaffen, die lebhaften Zuspruch findet. Zurzeit wird die Tiefburg in Reipoltskirchen zu einer Malschule mit internationaler Beteiligung ausgebaut. Die Beispiele zeigen, wie durch originelle Ideen neue Anziehungspunkte geschaffen werden. Für Vorhaben mit derartigem „Alleinstellungsmerkmal“ ist es noch immer gelungen, die notwendigen Mittel zur Realisierung aufzubringen. Steigender Beliebtheit bei Bikern, aber auch Inlineskatern und Nordicwalkern, erfreut sich das Radwegenetz, das stetig weiter ausgebaut wird und mittlerweile auch Anschluss an das französische Netz hat. Derzeit besteht jedoch noch dringender Bedarf an zusätzlichen Übernachtungskapazitäten speziell in kleinen Häusern.
Viele Bauerndörfer könnten sich sicherlich zusätzliche Chancen erschließen, indem geeignete Anwesen als Zweitwohnsitze an Städter verkauft werden. So würden Leute herein gezogen werden, die wichtige neue Impulse bringen. „Beispielsweise könnte man den Pfälzer Künstlerverband anschreiben, um einen Musiker ins Dorf zu holen“, meint Dr. Hirschberger. Er ist immer wieder von der Landschaft um das Dörfchen Kappeln beeindruckt und äußert sich begeistert über die bäuerliche Gartenkultur, die hier noch so lebendig ist. „Eine Verbindung zu den klösterlichen Heilpflanzengärten der Hildegard von Bingen könnte man vielleicht herstellen“, fügt er nachdenklich hinzu.
Kappeln wird in diesem Jahr den Internationalen Bauernmarkt ausrichten, zu dem viele Gäste erwartet werden. „Für das kleine Bauerndorf ist dies zweifellos eine Herausforderung“, urteilt Dr.Hirschberger, „aber es wird mit Sicherheit auch eine Menge neuer Anregungen bringen. Die Bauerndörfer müssen Neues wagen, um neue Erwerbschancen zu entwickeln.“ „Ferien auf dem Bauerndorf“ sind in vielen Regionen zu einer wichtigen Einkommensquelle geworden, aber auch Marktnischen, wie die Herstellung von Ziegenkäse, können im Einzelfall recht lukrativ sein. Veränderungsbereitschaft und Anpassungsfähigkeit bestimmen vielfach den Erfolg, und Offenheit für neue Ideen braucht das Land!

 

Das Interview führte das Team der Homepage Kappeln