Kappeler Leit

 

An dieser Stelle berichten wir von Zeit zu Zeit über Menschen, die unserem kleinen Dorf sein unverwechselbares Profil geben.

 

Irma Anna Schneider

in unserem Dorf kennt jeder „die Irma“. Seit vielen Jahren verwitwet, lebte sie bis vor kurzem in ihrem Haus aus gelb-braunem Sandstein, auf das man zufährt, wenn man von Grumbach her ins Dorf kommt. Sie ist Jahrgang 1926, wurde hier in Kappeln geboren und ist natürlich auch in der „Kappeler Kerch“ getauft. Die Eltern waren die Landwirte Emma und Adolf Litzenberger. Irma besuchte die Kappeler Volksschule, an welcher damals der Lehrer Keller unterrichtete. „Wir lernten sehr viel bei ihm. Zuerst die Sütterlinschrift“, erinnert sie sich, „aber heute kann die ja kaum noch jemand lesen; später lernten wir die heute übliche lateinische Schreibweise. Geographie mochte ich besonders gerne.“ Als Kind besuchte sie regelmäßig den Kindergottesdienst; dann folgte die Konfirmandenzeit und die Einsegnung am 6.April 1941 durch Pfarrer Otto Grashof. In lebhafter Erinnerung sind ihr das alte, hohe Gestühl und die große hölzerne Kanzel geblieben, welche früher den Innenraum der Kappelner Kirche schmückten. In die Kanzel war mit großen Lettern der Spruch eingelassen: „Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren“. Sie hat diese Zeile oft gelesen und nie vergessen.

 

Die Schulzeit war geprägt durch den zweiten Weltkrieg. Eigentlich sollte ja auch Kappeln am Kriegsende noch gegen die Amerikaner verteidigt werden, aber Irmas Mutter war eine beherzte und resolute Frau. Obwohl das streng verboten war, hängte sie als Zeichen der Kapitulation ein weißes Laken ins Fenster des Hauses. Mit den Worten „hier bestimme ich“ wischte sie alle Einwände energisch beiseite, und manche Nachbarn folgten dem Beispiel schließlich. Glücklicherweise vollzog sich der Einmarsch der Amerikaner dann, ohne dass ein Schuss gefallen wäre. 1954 heiratete Irma den Landwirt Friedrich Rudolf Schneider. Aus der Ehe gingen drei Jungen hervor: Albrecht Adolf, Wilfried Rudolf und Erhard Otto. Der zweite Sohn starb unglücklicherweise schon im Alter von vier Jahren an einer Hirnhautentzündung. Die beiden anderen Söhne sind mittlerweile verheiratet, und Irma hat vier Enkelkinder. Seit einigen Jahren lebt Irma im Haus ihres Sohnes Albrecht. Wie in Kappeln noch vielfach üblich, sind hier drei Generationen unter einem Dach vereint. Irma Schneider liebt das Leben auf dem Dorf. Sie macht täglich weite Spaziergänge über die Feldwege, trifft sich oft mit anderen Leuten und geht leidenschaftlich gerne auf Feste und ins Theater. „Es ist schön, dass wir jetzt auch für die Jungen ein Jugendtreff haben“, meint sie, „hier in Kappeln ist der Zusammenhalt der Menschen doch immer sehr gut gewesen, und so sollte es auch bleiben.“

 

Das Interview führte Wolfgang Werner.

 

zuvor veröffentlichte Interviews:

 

Nachtrag der Redaktion: Frau Irma Schneider verstarb überraschend am 06.07.2005. Kappeln trauert um eine beliebte Mitbürgerin.